Je dunkler es wird – Kontrabass-Konzert um 19 und 22 Uhr

Je dunkler es in der Elisabethkirche wird, desto stärker leuchten die Perlen in der Mitte des Kirchenraums. In der besonderen Atmosphäre der Kunstinstallation Poem of Pearls gibt es am Dienstag, 13. September, ein außergewöhnliches Konzert. Der Kontrabassist Frank Reinecke, Mitglied im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, spielt ein Stück des zeitgenössischen Komponisten Mark Andre. Die Musik erklingt zweimal in zunehmender Dunkelheit: um 19 und 22 Uhr.

"Sie fürchten sich nämlich", heißt die Komposition für Kontrabass solo (iv 18). Das ist der Satz aus dem Markusevangelium, wenn die Frauen das Grab Jesu leer vorfinden. Frank Reinecke ist der Musik von Mark Andre schon lange zugetan. Er sympathisiert mit Andres Idee einer Musik des Verschwindens, auch im Sinn eines Aufgehens in etwas Anderem: "Ich sehe da eine große Verwandtschaft mit dem, was ich als Musiker eigentlich erreichen möchte und weshalb ich Kontrabass spiele. Denn der Kontrabass ist ein sehr hintergründiges Instrument, wurde nicht als Einzelinstrument gedacht, sondern als ein geheimnisvolles Resonanzwesen, als ein raumvergrößerndes Instrument, das Dunkelheiten im Hintergrund erzeugt, um den hohen Instrumenten noch mehr Glanz zu verleihen."

Musik und Raum werden am 13. September in der wachsenden Dunkelheit der "Poem of Pearls"-Elisabethkirche eine ganz besondere Verbindung eingehen. „Poem of Pearls ist nicht nur ein guter Ort für die Stille, sondern ein wunderbarer Ort für die Musik. Kommen Sie und legen Sie sich einfach in diesen künstlichen Paradiesgarten und genießen Sie das Konzert“, lädt Christoph Baumanns, Sprecher der Vorbereitungsgruppe, alle herzlich zu diesem Extrakonzert ein, das zweimal gespielt wird: um 19 und um 22 Uhr.

Frank Reinecke wurde 1960 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin. 1983 engagierte ihn das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Als Interpret Neuer Musik hat Frank Reinecke viele Solo- und Kammermusikwerke uraufgeführt und war Gast auf zahlreichen internationalen Festivals. Mit dem norwegischen Geiger Helge Slaatto vrbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit. Namhafte Komponisten der Gegenwart haben für das Duo geschrieben. Die Einspielung der „Plainsound Glissando Modulation“ von Wolfgang von Schweinitz wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Mark Andre, geboren 1964 in Paris, studierte Komposition am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musiqueund an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, unter anderem 2017 den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken und 2021 den Florenzer Gamo-Kompositionspreis. Mark Andre ist Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden und gilt als einer der am meisten gefragten Komponisten Neuer Musik.

Mit Poem of Pearls hat die Künstlerin Birthe Blauth im documenta-Sommer 2022 die Elisabethkirche vom 4. Juni bis 2. Oktober in ein künstliches Paradies verwandelt. Poem of Pearls lädt die Besucher*innen dazu ein, eine Reise zu unternehmen, die äußerlich mit dem Weg über das aufgezeichnete Labyrinth auf dem Vorplatz beginnt und dann durch eine Transitzone in den künstlichen Paradiesgarten führt. In der Mitte des Raums steht eine große Schale voll echter Perlen, Symbol für die Seele. Die Perlen geben der Installation den Namen: „Poem of Pearls“.

Der Eintritt ist frei. Über eine Spende freuen sich die Veranstalter.

Christoph Baumanns