Das Bistum Fulda hat Künstlerinnen und Künstler, Architektinnen und Architekten, Restauratorinnen
und Restauratoren, Musikerinnen und Musiker eingeladen, am Aschermittwoch mit Bild- und Klangwerken aus ihren Arbeitsräumen in der Fuldaer Michaelskirche präsent zu sein. Auf diese Weise, so die Idee, treten Menschen aus Kunst und Kirche miteinander in Verbindung – und das in Zeiten, in denen ein Beisammensein nicht möglich ist.
50 Künstlerinnen und Künstler nahmen die Einladung an und sandten
ein Klang- oder Bildwerk aus ihren Arbeitsräumen in Arona, Berlin, Dassel, Freiburg,
Fulda, Kassel, Kronberg, Mantova, München, Strasbourg, Wien, Wiesbaden und
vielen Orten mehr.
Diese Beiträge treten nun in Beziehung zum Raum der Michaelskirche in Fulda. So ermöglicht der „Aschermittwoch im KunstRaumKirche 2021“ durch kleine sichtbare Zeichen aus verschiedenen Räumen Begegnung und aktualisiert den Dialog zwischen Kunst und Kirche.
Diözesanbaumeister Martin Matl führte zu Anfang des Aschermittwochs-Gottesdienstes in den "KunstRaumKirche" ein: "Mit dem Projekt „verbundene Räume“ haben wir Künstlerinnen und Künstler, Architektinnen und Architekten eingeladen, uns einen Einblick in ihre aktuellen Denk- und Arbeitsräume zu geben. Die eingesendeten Objekte und Klangsequenzen erlauben uns einen Blick auf erste Arbeitsskizzen, auf
Fertiggestelltes, auf nebenher Entdecktes und auf Kommendes, Ahnbares."
Bischof Dr. Michael Gerber stellt die Frage, ob Zerrissenheit eine Grundbefindlichkeit unserer Gegenwart ist, in den Mittelpunkt seiner Predigt am Aschermittwoch. Für ihn braucht es einen langen Atem, "damit wir Phasen des Chaos und der Zerrissenheit aushalten und zugleich beharrlich daran glauben, dass Creatio, dass schöpferisches Handeln möglich ist. Diese Erfahrung eint wohl Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Zerrissenheit."
Bis Freitag, 5. März 2021, konnten sich Kunstinteressierte ein eigenes Bild und einen eigenen Höreindruck von den „verbundenen Räumen“ in der Michaelskirche machen.
Auf dieser Seite sind alle eingesandten Klang- und Bild-Beiträge,
die Klanginstallation der Michaelskirche und die Präsentation der
Bildwerke zwischen den Säulen der Rotunde dokumentiert.
Es sind Orgeltöne, Trommelschläge, Xylophon
und Klavier, Menschenstimmen und Alltagsgeräusche, die sich in der Fuldaer
Michaelskirche zu einem „Hörstück“ vereinen.
Zwischen den Säulen, die den
Altarraum der Michaelskirche umgeben, finden sich farbige Bilder, Zeichnungen, Drucke,
Papier, Holz, Leinwand, kleine Skulpturen wie Spuren im Raum.
Alle Klang- und Bildwerke stammen aus den Arbeitsräumen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. „Wir wollen damit die derzeitigen Zwänge zu Kontaktbeschränkung und Isolierung aufbrechen und durch kleine sichtbare Zeichen eine Begegnung ermöglichen“, sagt Diözesanbaumeister Martin Matl, der gemeinsam mit Bischof Michael Gerber zu der Kunstaktion eingeladen hat.
Fassung für den Aschermittwochs-Gottesdienst, 17. Februar 2021
Wingel Pérez Mendoza
Michaelskirche, Fulda
Soundinstallation 17. Februar bis 5. März 2021
Wingel Pérez Mendoza
Michaelskirche, Fulda
Zu einem einzigen Hörstück „19 Augenblicke“ fügt der Komponist, Klangkünstler und vielfach ausgezeichneter Meisterschüler Wingel Pérez Mendoza die eingesandten Klangwerke zusammen. 1982 in Mexico City geboren liegt Mendozas Interessensschwerpunkt auf den Möglichkeiten, Klängen mit eigenen analogen oder digitalen Instrumenten zu erweitern. Er nutzt externe elektronische Quellen, den Raum, Bilder oder Bewegung mit dem Ziel, für die Hörenden und Betrachtenden neue Wege der Wahrnehmung zu entwickeln. In Fulda war er zuletzt bei der langen Nacht der Museen 2019 mit „Paper Whisper“ im Dommuseum zu hören.
Beraten und unterstützt wird das Klangwerke-Projekt "Verbundene Räume" vom Fuldaer Domorganisten Prof. Hans-Jürgen Kaiser, der Orgelimprovisation an der Mainzer Hochschule für Musik lehrt, und Prof. Peter Kiefer, Komponist, Klangkünstler und Leiter des Studiengangs Klangkunst-Komposition ebenfalls an der Hochschule für Musik in Mainz.
Asche
Stephan Rahn
Speyer
Orgelmusik
KMD Prof. Dr. Friedhelm Flamme
Dassel
"A cat in rabbit's hair" von Marco Bertona
Christian Tarabbia
Arona, Italien
Flötenmonster
Jens Josef
Kassel
Klaviermeditation, Improvisation
Martin Forciniti
Kassel
Ohne Titel
Christopher Löbens
Fulda
Danse des Flûtes
Niki Jahn
Kirche Mariä Himmelfahrt Rommerz
Klangbeitrag Pachelbel
Jochen Rill (Orgel), Johannes Haubs (Klavier),
Martin Matl (Schlagzeug) Stadtpfarrkirche Fulda
Resilienz
Carlo Benatti
Mantova, Italien
Adlergestell
Werner Kirschbaum
Kirche Sankt Familia, Kassel
Zuversicht
Jennifer Barth
Kassel
Kleiner Orgelgruß
KMD Matthias Roth
Evangelische Stadtkirche Bad Reichenhall
Orgelimprovisation
Arthur Skoric
Kirche Saint Pierre-Le-Jeune catholique de Strasbourg
Start in eine gute Zukunft / Hoffnung
Ines Schüttengruber
Universität für Musik und Kunst, Wien
„Shiratori no uta“ (Kleiner weißer Vogel)
Kerstin Röhn, Saxophon
Live in der Kirche St.-Clemens-Maria in Immenhausen
Sobria ebrietas (Ausschnitt)
Bernhard Zosel (Orgel), Andreas Hepp (Percussion)
Kirche St. Johann, Kronberg
Kleiner Nonsens-Take
Klasse Prof. Christopher Miltenberger
Hochschule für Musik, Mainz
Mit dem Projekt „Verbundene
Räume“ geben uns Künstler/innen, Architekten/innen und Musiker/innen einen
Einblick in ihre aktuellen Denk- und Arbeitsräume. Wir wollen damit die
derzeitigen Zwänge zu Kontaktbeschränkung und Isolierung aufbrechen und durch
kleine sichtbare Zeichen eine Begegnung ermöglichen. Der Dialog zwischen Kunst
und Kirche braucht die stetige Erneuerung. Solange wir diesen Dialog
überwiegend im Virtuellen führen müssen, wird uns die Bedeutung realer Räume
und greifbarer Kunstobjekte umso bewusster.
Diözesanbaumeister Martin Matl
Gegenwartskunst erzählt
viel von dem, was in der Seele heutiger Menschen vorgeht. Darauf zu achten, was
die Seele der Menschen bewegt, ist der Auftrag, der uns als Seelsorger
mitgegeben ist. Kunst ist immer das, was ich nie ganz erklären und beschreiben
kann, sondern was immer auch über das, was ich im ersten Moment wahrnehme,
hinausweist. Damit verweist uns Kunst auf eine ganz wichtige Dimension unserer
Wirklichkeit: Wir Menschen und unsere Welt bleiben immer auch Geheimnis, also
mehr als das wir beschreiben können. Und damit bietet uns die Kunst einen
Ansatz, über die religiöse Dimension der Welt ins Gespräch zu kommen.
Bischof Dr. Michael Gerber
Der Aschermittwoch der Künste ist in zahlreichen deutschen Diözesen ein Tag, der – oft schon seit Jahrzehnten – dem gemeinsamen Gottesdienst und dem Dialog zwischen Kunst und Kirche gewidmet wird. Das Bistum Fulda greift diese Tradition mit dem „Aschermittwoch im KunstRaumKirche“ neu auf. Es möchte auch in den Pandemie-Zeiten die Kirche als einen Raum erfahrbar machen, in dem Menschen sich verbinden können. Deshalb ist der „Aschermittwoch im KunstRaumKirche 2021" ebenso ein Zeichen der Solidarität, das aufmerksam macht auf die seit vielen Monaten mehr als schwierige Situation der Künstlerinnen und Künstler.
© Bistum Fulda / Kunst - Raum - Kirche