Foto (Ausschnitt): Kerstin und Marcus Leitschuh
Mehr als 58.000 Besucher*innen

Zum guten Schluss:

Starke Resonanz und großes Glück

Mehr als 58.000 Besucherinnen und Besuchern sahen bis Mitte September die Installation „Statik der Resonanz“ der Künstlerin Anne Gathmann in der Kasseler Elisabethkirche. „Ein wunderbares Raumerlebnis“ lautet ein Eintrag im Gästebuch zur Ausstellung, der stellvertretend für die vielen persönlichen Reaktionen auf das Kunstwerk steht. Vor allem deshalb ziehen das Bistum Fulda und die Katholische Kirche in Kassel eine absolut positive Bilanz von „Statik der Resonanz“. 

Einen anderen Ort freigeben

Bis zum 23. September zeigte die Künstlerin Anne Gathmann in der Elisabethkirche ihre Installation „Statik der Resonanz“, die sie exklusiv für den Kirchenraum am Friedrichsplatz entworfen hat. Das Band aus mehr als viertausend Aluminiumelementen durchmisst in Form einer Kurve das ganze Kirchenschiff. Gathmann freute sich sehr darüber, wie offen und interessiert die Installation aufgenommen wurde und unterschiedlichste, teils begeisterte Reaktionen auslöste:

„Mich erreichen immer wieder sehr positive Rückmeldungen und Eindrücke von Freunden und Kollegen. Manche beziehen sich auf die Resonanzen der Arbeit mit dem Raum – dass sie ihn subtil aber intensiv verändere, spürbar mache und gleichzeitig überschreite, einen anderen Ort freigebe. Andere reagieren auf die Lichtsituationen und deren Widerhall, wie dieser wechsele zwischen leuchtend und matt reflektierend, farblich im Umraum aufgehend. Viele erwähnen die widersprüchlichen Beschaffenheiten der Installation – schwer, aber leicht anmutend, reduziert präsent, statisch schwingend, materiell zeichenhaft, verbindend trennend. Für manche stellt sie eine Provokation dar in ihrer Kargheit, für andere ist sie im produktiven Sinn irritierend.“

Anne Gathmann ist für die Vielfalt an persönlicher und fachlicher Auseinandersetzung, die die Ausstellung begleitet, und die wertvollen und schöne Erfahrungen, die sie sammeln konnte, sehr dankbar: „Die Zusammenarbeit mit dem Bistum Fulda und allen Beteiligten der katholischen Kirche hat mir zu jedem Zeitpunkt sehr viel Freude bereitet. Dass dieses Projekt auf diese Weise stattfinden konnte, dafür möchte ich mich nochmals bei allen Verantwortlichen ganz herzlich bedanken.“

Entwurf: Anne Gathmann (mit Zeichnung des Architekten A. Dietrich.

Mit wem bin ich verbunden?

Für Dr. Burghard Preusler, der von Seiten des Bistums Fulda für die Ausstellung verantwortlich war, bot „Statik der Resonanz“ in unserer heutigen bilderreichen Zeit eine minimalistische Bildaskese an:

„Dieses in seiner Form einfache Bild des Aluminiumbandes regt interessanterweise ganz besonders zu inneren Bildern und Assoziationen an. Für beides besteht offensichtlich ein großer Bedarf.“ Wer einen der bereitliegenden Stäbe der Konstruktion in die Hand nimmt, spüre, so der Diözesankonservator und -baumeister, „dass es einer Kraft bedarf, um 4100 davon zu der dargebotenen großen Linie zusammenzubinden – ohne Resonanz der vielen Stäbe miteinander, würde das Kunstwerk nicht existieren. Und dann beginnen die Analogien im Kopf – oder im Bauch: Mit wem bin ich verbunden? An wen fühle ich mich gebunden? Lasse ich mich (gern) binden? Möchte ich ökonomisch oder affektiv gebunden sein? Möchte ich mit möglichst vielen verbunden sein? Ist meine Familie mein Band? usw. usw. Das sollte Kunst sein.“

Die Gespräche: ein großes Glück

Für Projektleiter Christoph Baumanns waren das Beeindruckendste die Begegnungen in der Elisabethkirche.

„Ich komme fast nie ohne ein Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern wieder aus der Kirche heraus. Anne Gathmanns Kunstwerk inspiriert zu persönlicher Auseinandersetzung mit dem Kirchenraum und auch mit dem Raum des eigenen Lebens. Unser Gästebuch spricht Bände; viele Eintragungen sind sehr berührend. Kunstwerk und Kirchenraum machen es ganz leicht, ins Gespräch zu kommen. Das ist ein großes Glück.“

Unterstützung von vielen

Dechant Harald Fischer sprach einen großen Dank aus an die Gemeinde, an die ehrenamtlich Engagierten und an die AGH-Teilnehmer:

„Die Pfarrei St. Elisabeth zeigt mit ihrer selbstverständlichen Bereitschaft, die Elisabethkirche für Gegenwartskunst zu öffnen, eine großzügige Gastfreundschaft für all die Menschen, die für die Kunst aus aller Welt nach Kassel kommen. Diese freundliche Art der Offenheit wäre nicht möglich ohne die vielen Menschen in unseren Gemeinden, die sich ehrenamtlich als Aufsichten engagieren. Ganz besonderen Dank gilt hier auch unseren fünf AGH-Teilnehmern, die wesentliche Teile der Aufsichtszeiten übernahmen.“

Sebastian Wolf vom Caritasverband Nordhessen-Kassel e.V., der die Teilnehmer betreute, war sehr angetan von ihrem Einsatz: 

„Die Teilnehmer an der Arbeitsgelegenheit (AGH) haben den ehrenamtlichen Besucherdienst freundlich und zuverlässig unterstützt. Sie haben über 1000 Stunden Aufsicht geführt. Zwei von ihnen leben erst seit ca. zwei Jahren in Deutschland; sie konnten ihre Deutschkenntnisse verbessern und viel Selbstvertrauen durch die Tätigkeit schöpfen."

Auch den zahlreichen Sponsoren sagt Projektleiter Christoph Baumanns ein großes Dankeschön.

Wesentlich gefördert wird „Statik der Resonanz“ durch die Bank für Kirche und Caritas. In besonderer Weise engagieren sich Pioneer Investments, LGT Bank AG, St. Galler Kantonalbank Deutschland, Helaba Invest, Allianz Global Investors, Nüthen Restaurierungen, Vontobel Asset Management, Ohm und Häner Metallwerk. Auch artec architekten, Union Investment Institutional, Ingenieurbüro D*B*H Bachmann, HypoVereinsbank Nürnberg und München, Domhöfer Elektrotechnik, Maler Maindok und Backes & Scholz Elektrotechnik unterstützen das Ausstellungsprojekt.

Foto: Stefanie Kloss

Anne Gathmann

1973 in Remscheid geboren,
lebt und arbeitet in Berlin.
Studium an der Bergischen Universität Wuppertal
und an der Universität der Künste Berlin.


Seitdem Ausstellungen im In- und Ausland mit dem Schwerpunkt Installation im
Kontext medienübergreifender, teils ortsspezifischer Praxis.


Anne Gathmann schafft Kunstwerke mit klaren Formen und einfachen Materialien. Ihre Objekte bewirken nicht nur für sich selbst Aufmerksamkeit, sondern aktivieren in außergewöhnlicher Weise die Wahrnehmung für den Raum, in dem sie installiert sind.


Mit minimalen, genauen, poetischen Eingriffen in den Raum decken ihre Arbeiten die Instabilität der Wirklichkeit auf: „An einem geistigen, meditativen Ort die Vielfalt der wahrgenommenen Aspekte und Assoziationen in einer konzentrierten Figur zu fassen, reizt mich sehr.“ sagt Gathmann zum Ort ihrer aktuellen Installation: die Elisabethkirche in Kassel.


Förderungen:
Sie erhielt die Projektförderung des Berliner Senats 2010, das Stipendium des Alten Spitals Solothurn, Schweiz 2013 und das Anwesenheitsstipendium im Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems 2016.

Ausgewählte Einzelausstellungen

2016 __ Hochhaus, Berlin (mit Antonia Low)
2014 __ Sonntag, Berlin
2013 __ Künstlerhaus S11, Solothurn, Schweiz
2012 __ Stedefreund, Berlin (mit Katja Pudor)
2010 __ Phoenix Gallery, Exeter, UK (mit Fiona MacDonald)
2009 __ Standpoint Gallery, London, UK (mit Kysa Johnson)
2009 __ Stedefreund, Berlin (mit Kerstin Gottschalk)
2007 __ Institut im Glaspavillon, Volksbühne, Berlin
                                                         (mit Marlena Kudlicka)

Ausgewählte Gruppenausstellungen

2017 __ Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen 

2016 __ Made in Balmoral, Bad Ems

2014 __ Galerie Weisser Elefant, Berlin
2014 __ Projektraum Bethanien, Berlin
2013 __ Complimenta II, Ithaca, New York
2012 __ Stedefreund, Berlin
2010 __ Das Weisse Haus, Wien
2010 __ Standpoint Gallery, London, UK
2010 __ Souterrain – Projektraum der Sammlung Hoffmann, Berlin
2009 __ Marks Blond, Bern, Schweiz
2008 __ V22 – The Wharf Road Project, London, UK